Prof. Dr. Jörn Kruse widerspricht Olaf Scholz

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„Allgemeine Anerkennung ausländischer Berufs- und Hochschulabschlüsse für den Arbeitsmarkt wertlos“

Zu der Forderung von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), ausländische Berufs- und Hochschulqualifikationen von Migranten in Deutschland verstärkt anzuerkennen, erklärt der Fraktionsvorsitzende der AfD in der Hamburgischen Bürgerschaft, Prof. Dr. Jörn Kruse: „Die Forderung nach „Anerkennung“ ausländischer Abschlüsse ist wohlklingend und man möchte sich dem gerne anschließen. Es hat den Touch der Überwindung lästiger nationaler Grenzen und der Internationalität von Bildung. Und: Wer möchte den qualifizierten Migranten (mal unabhängig von deren Bleibeperspektive) nicht einen adäquaten Einstieg in das Berufsleben wünschen – in deren Interesse und in unserem.

In der Praxis sind die Probleme allerdings etwas komplizierter. Arbeitgeber und insbesondere die Personalchefs größerer Unternehmen wissen, was sie von den Inhabern bestimmter Abschlüsse und den darin enthaltenen Bewertungen (Noten) erwarten können. In praktisch allen Ländern außerhalb Deutschlands macht es einen Riesenunterschied, an welcher Universität oder sonstigen Ausbildungsstätte jemand einen Abschluss erworben hat. Die Niveauunterschiede sind gewaltig. Und selbst in Deutschland sind die Noten verschiedener Universitäten nicht zum Nominalwert vergleichbar.

Die Abschlüsse staatlicher Universitäten in den deutschsprachigen Ländern gehören (immer noch) zusammen mit denen der besseren Universitäten in den USA und den angelsächsischen Ländern zu den anspruchsvollsten der Welt und senden damit entsprechend starke Qualifikationssignale aus. Das Gleiche gilt für die Absolventen der dualen Berufsausbildung in Deutschland (Lehre als Kombination von Betriebspraxis und Berufsschule). Diese hat Weltgeltung und globalen Vorbildcharakter und ist für den deutschen Erfolg ebenso bedeutsam wie die universitäre Ausbildung.

Personalchefs wissen das. Wenn jemand mit einem Master-Zeugnis aus einem arabischen oder afrikanischen Land ankommt, wird er dieses niemals für gleichwertig halten. Wenn er nett sein will und/oder er händeringend Arbeitskräfte sucht, wird er vielleicht eine Einstellung „zur Probe“ und unter besonderer Beobachtung vornehmen.

Wenn nun der deutsche oder Hamburger Gesetzgeber die Abschlüsse von Universitäten (oder was sich so nennt) oder anderen Bildungseinrichtungen aus den genannten Herkunftsländern der Migranten für gleichwertig mit den Abschlüssen Hamburger Einrichtungen anerkennen würde, wäre dies für den privaten Arbeitsmarkt vollständig wertlos. Niemand wird sich dadurch täuschen lassen.

Anders könnte es sein, wenn der Staat Institutionen schafft bzw. nutzt, die die Hochschulen in den betreffenden Ländern sehr gut kennen und dann (nach Vollzeit-Vorbereitungskursen von einigen Monaten oder mehr) inhaltliche Prüfungen durchführen, deren Niveau dem deutschen vergleichbar ist. In dem Maße, wie dieses Vorgehen und die Prüfungen inhaltlich adäquat sind (und nicht reine Alibi-Veranstaltungen), wird das Zertifikat „Staatlich anerkannt“ auch eine akzeptierte Bedeutung für den Arbeitsmarkt bekommen.“

Artikel zur Forderung des Hamburger Oberbürgermeisters Olaf Scholz: DIE WELT HAMBURG vom 03.02.2016, S. 30.